Familienmanagerinnen: Hausfrauen werden unterschätzt

Hamburg/Koblenz - «Ich leite ein erfolgreiches Familienunternehmen», sagt die Mutter in der Fernsehwerbung. Sie spricht vielen Frauen aus der Seele, die sich nach dem Satz «Ich bin 'nur' Hausfrau» schon häufiger am liebsten auf die Zunge gebissen hätten.

Frauen, die sich um Haushalt und Kinder kümmern, müssen oft um Anerkennung kämpfen. «Arbeit, die nicht bezahlt wird, ist in unserer Gesellschaft bedauerlicherweise nichts wert», kritisiert Catharina Aanderud, Buchautorin aus Hamburg. Es sind oft auch berufstätige Frauen, die die Arbeit von Hausfrauen und Müttern herabwürdigen. «Dabei sind das einfach verschiedene Lebensentwürfe», sagt Tanja Böckling, Psychologin und Paartherapeutin in Koblenz.

Frauen sollten sich deshalb unbedingt bewusst machen, warum sie sich für diesen Schritt entschieden haben. Wer nur in die Situation hineinschlittert, kann seine Position hinterher gegen Angriffe kaum verteidigen. «Es geht da aber nicht nur um das Selbstbewusstsein, sondern auch um das Fremdbewusstsein», fügt der Psychotherapeut Johannes Hoppe aus Stadthagen (Niedersachsen) hinzu. Er schlägt vor, dass Frauen, die sich um die Familie kümmern, ihre Aufgaben einmal schriftlich auflisten - ähnlich einer Arbeitsplatzbeschreibung. Das sei eine gute Argumentationshilfe im Gespräch mit anderen.

«Die Frauen sollten sich klar machen, dass sie den verantwortungsvollsten Job überhaupt haben», sagt Catharina Aanderud, die für ihr Buch «Schatz - wie war dein Tag auf dem Sofa» mit vielen Hausfrauen gesprochen hat. Schließlich seien sie es, die Kindern soziale Kompetenz und den vertrauensvollen Zugang zur Welt, deren Werte und Kultur vermitteln. Das bedeutet neben Wissensvermittlung ständiges Beraten, Moderieren und Coachen - Managementaufgaben eben.

Ein Acht-Stunden-Tag reiche oft nicht, stellt Hoppe fest: «Mütter haben keinen Feierabend und kein wirklich geregeltes Arbeitsleben, kein Wochenende und nur selten Urlaub.» Daher müssten sie mit ihrem Partner absprechen, dass auch sie regelmäßig eine Auszeit nehmen müssen, sagt Böckling: «Jedoch sollte sie dem Mann nicht einfach die Kinder aufs Auge drücken, sobald er abends aus dem Büro kommt.»

Ein weiterer Konfliktpunkt ist das Geld: Damit die Frau nicht in eine Bettelposition gerät, schlägt Böckling vor, dass beide Partner ein Taschengeld erhalten. «Damit können dann beide die Ausgaben für sich bestimmen.» Ausgaben für Haushalt und Kinder werden von einem gemeinsamen Konto bestritten. Aber mit Geld allein ist es oft nicht getan: «Für Selbstverständlichkeiten gibt es meist keinen Dank», sagt Johannes Hoppe. Wenn der Ehemann noch dazu über Kleinigkeiten mosert, sollte die Frau Respekt einfordern. Im Ernstfall brauche sie nicht vor Sanktionen zurückschrecken und auch einmal in Streik treten. «Sie kann dann auch mal ganz bewusst vier Wochen nicht die Hemden bügeln.»

Das Leben in der Familie sollte nicht alleiniger Alltagsinhalt sein. Für Hausfrauen sei es wichtig, soziale Kontakte zu pflegen oder aufzubauen, sagt Catharina Aanderud. Anders als im Erwerbsleben, wo sich soziale Kontakte und Info-Input täglich von selbst ergeben, müssten Hausfrauen hierfür selbst initiativ werden - und zwar neben den anderen zehn Jobs, die sie täglich ausführen. Damit erübrigt sich auch die Frage, was sie eigentlich den ganzen Tag gemacht haben.

 

Literatur: Aanderud, Catharina: Schatz wie war dein Tag auf dem Sofa, ISBN-13: 978-3-466-30720-3, Kösel-Verlag, 15 Euro. (dpa/gms)

 

Kölnische Rundschau von Annika Graf, 05.02.2007