32 Stunden als Vollzeit reichen!

MIR FÄLLT AUF…

Wir brauchen eine neue Arbeitskultur. Ideen und zukunftsweisende Ansätze gibt es genug, sagt unsere Kolumnistin. Zeit, sie umzusetzen.

CATHARINA AANDERUD

 

Wir reden zwar gerne über Work-Life-Balance, arbeiten aber dennoch wie besessene. Arbeit ist die neue Religion, der wir anhängen. Immer mehr, immer schneller, immer länger, bei steigenden Anforderungen. Das kann auf die Dauer nicht gut gehen. Nicht ohne Grund ist Burn-out ein medienbeherrschendes Thema. Um gesund und produktiv zu bleiben, brauchen wir genügend Zeit für Familie, Freunde, Urlaub und, ja, auch für Muße! Was läge näher, als über eine neue Arbeitskultur mit weniger Stunden für Frauen und Männer nachzudenken, wie Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin, es kürzlich vorschlug?


32 Stunden sind die neue Vollzeit

Motto: "32 Stunden sind die neue Vollzeit!" Männer würden ihre Arbeitszeit reduzieren, während Frauen, die in Teilzeit arbeiten ihre Stunden erhöhen und so ihr Potential besser ausschöpfen und sich weiterentwickeln können. Männer hätten mehr Zeit, das Aufwachsen ihrer Kinder aktiv zu begleiten. Viele von ihnen wünschen sich deutlich reduzierte Arbeitszeiten. 32 Wochenstunden im Schnitt, verteilt auf das ganze Erwerbsleben, würde auch Auszeiten für Kindererziehung, Weiterbildung oder die Betreuung der eigenen Eltern ermöglichen. Arbeit ist nur ein Garant von Lebenszufriedenheit, wenngleich ein wichtiger.


Balance zwischen allen Lebensbereichen

Um unser Dasein als sinnvoll zu empfinden, brauchen wir eine Balance zwischen allen Lebensbereichen. Kreativität - eine entscheidene Ressource für wirtschaftlichen Fortschritt - braucht Freiräume. Glück, und danach zu streben wir doch letztlich alle, braucht ein gesundes Maß an frei verfügbarer Zeit. Beides setzt voraus, dass wir uns von einem überholten Arbeitszeitmodell verabschieden, das unseren Wünschen nicht mehr gerecht wird. Wir sollten eine neue Arbeitskultur einfordern, wo der Mensch Mittelpunkt ist. Und nicht Mittel. Punkt.

emotion, August 2013